Altar der Ewigkeit by Carter Philip

Altar der Ewigkeit by Carter Philip

Autor:Carter, Philip [Carter, Philip]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-12-18T16:00:00+00:00


Teil Fünf

Das Rätsel

33

»Du wirst mir den Knochenaltar geben, Miststück«, sagte der Mann mit dem Pferdeschwanz, als er rittlings auf ihr saß und ihr mit einer Hand den Mund zuhielt. »Aber um uns beiden Zeit und Ärger zu ersparen, steche ich dir zuerst ein Auge aus. Dann wirst du mir glauben, wenn ich dir sage, was du tun musst, um das zweite zu retten.«

Das matte Licht spiegelte sich im Stahl der Klinge, als das Messer ihr Augenlid berührte. Sie packte sein Handgelenk mit beiden Händen und drehte den Kopf zur Seite, auf ihrer Stirn war plötzlich ein Brennen, und Blut spritzte. Er hatte sie geschnitten, aber noch nicht in ihr Auge. Nicht in ihr Auge.

Das Messer näherte sich wieder ihrem Gesicht, und er war so stark, so stark. Sie drückte mit aller Kraft gegen sein Handgelenk, und doch kam die Messerspitze näher und näher.

Sie versuchte, ihm ihr Knie in die Eier zu rammen, aber sie fand keinen Ansatzpunkt. Sie bekam keine Luft, konnte sich nicht bewegen und spürte, wie alle Kraft sie verließ, wie ihre Muskeln zu Brei wurden, und das Messer war jetzt so nahe.

Sie schloss die Augen, spürte, wie die Messerspitze ihr Lid ritzte.

Etwas Warmes und Feuchtes spritzte über ihr Gesicht. Seine Hand löste sich von ihrem Mund, und sie schrie und schrie.

Sie sah nichts. O Gott, was hatte er getan? War sie vollkommen blind? Warum sah sie nichts?

Plötzlich hob sich das Gewicht von ihr, und sie hörte auf zu schreien und rang um Atem. Sie spürte etwas Weiches über ihre Augen wischen, dann blickte sie in Rys Gesicht. Sie sah sein Gesicht.

»Hey, hey, alles ist gut«, sagte er. »Alles ist gut.«

»Er wollte …« Sie schauderte, schloss die Augen und riss sie sofort wieder auf. Sie mochte keine Dunkelheit.

Ihre Stirn brannte. Sie berührte sie und hatte Blut an den Fingern.

»Es ist nicht Ihres«, sagte Ry. »Größtenteils nicht Ihres. Ich schätze, wir haben hier alles ein bisschen zu nahe an uns herangelassen, als dass es noch gemütlich wäre.«

Seine Stimme klang fest und emotionslos, aber in seinen Augen stand Gewalttätigkeit und noch etwas anderes, das sie nicht lesen konnte.

Sie befürchtete, hysterisch zu klingen, wenn sie mit all dem herausplatzte, was sie gern losgeworden wäre, deshalb sagte sie nur: »Hey, O’Malley, bilden Sie sich bloß nicht zu viel ein. Ich hatte hier alles vollkommen im Griff. Haben Sie das nicht bemerkt?«

Er lachte. »Ach ja? Ich habe Sie nur schreien hören wie ein kleines Mädchen, Dmitroff.«

»Tja, wenn Sie meinen …« Sie lachte jetzt selbst und setzte sich auf. Sie fühlte sich schwach und benommen, gleichzeitig schoss so viel Adrenalin durch ihre Adern, dass sie glaubte, in tausend Stücke zu zerspringen.

Sie wollte aufstehen, und ihr Fuß stieß gegen etwas Massives. Als sie den Blick senkte, sah sie den Mann mit dem Pferdeschwanz auf dem Boden liegen, die Hälfte seines Schädels war weggesprengt.

Zoe starrte auf die Leiche, auf das große, hässliche Messer in seiner Hand. Es sah genauso aus wie das Messer, das er in der Leiche ihrer Großmutter zurückgelassen hatte. Das war der Mörder ihrer Großmutter, und er war tot.



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